Corvus Corax - Manfred Schröder
Corvus Corax - Manfred Schröder
Ein Rabe kommt geflogen,
im Schnabel einen Brief.
Raben bringen schlechte Kunde
und ich erschrecke tief
Warum die Lerche nicht?
der Rabe setzt sich nieder,
zu mir ins Dämmerlicht.
Des Rabes Blick ist dunkel;
ich nehm den Brief zur Hand.
Und öffne ihn behutsam;
der Rab' schaut unverwandt.
Darin das Ziel der Reise,
auch ein Zettel liegt anbei.
Darauf steht geschrieben,
dass dies die letzte sei.
Der Rabe scheint zu lächeln
und nickt mir freundlich zu.
Ich nehme, was ich brauche:
Wanderstab und Schuh.
Ein Blick zurück, ich gehe;
vor mir mein letztes Ziel.
es ist nicht weit bis Kiel.
Schröder, Manfred
Corvus Corax, https://tiergedichte3.wordpress.com/tag/manfred-schroder/, 7.11.2018, 15.21 Uhr.
Quelle Bild:
https://torange.biz/de/raven-flying-7543Formale Analyse:
Titel und Autor:
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Corvus Corax (lateinische Bezeichnung für Kolkrabe), Manfred Schröder
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Reimschema:
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unregelmässiges Reimschema, das allerdings Reime aufweist (abcbdefd)
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Anzahl Strophen:
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6
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Anzahl Verse:
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24
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Metrum:
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Hauptsächlich Jambus, es hat aber auch Trochäen (3./14./15./20./23. Vers)
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Kadenz:
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Abwechslungsweise männlich und weiblich, beginnend mit
weiblich |
Es handelt sich hier um ein Prosagedicht.
Kurzbiographie des Autors:
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Informationen über den richtigen Manfred Schröder gesammelt habe, da ich keine Beziehung zur Poesie und keinerlei Anzeichen für das Schreiben von Gedichten in seiner Biographie gefunden habe.
Aber wenn es derselbe Manfred Schröder ist, dann ist er 1926 in Ahlen, im westfälischen Münsterland geboren und war ein theoretischer Physiker, der sich hauptsächlich mit der Akustik beschäftigte.Während des zweiten Weltkriegs, war er in der Marine und als Radar-Operator tätig. Danach arbeitete er als Leiter einer Akustik- und Sprach-Forschung und wurde mehrmals für seine Ergebnisse ausgezeichnet.
Ein paar Worte zum Gedicht:
In diesem Gedicht beschreibt Manfred Schröder die Nachricht an ein gewisses Ich, der dem bevorstehenden Tod in die Augen sieht. Der Rabe, auch Unglücksvogel genannt, ist ein gut gewähltes Tier, wenn man vom Tod spricht. Der Rabe, als Begleiter von Hexen und Zauberer, wird oftmals als eine negative Figur, als Symbol für Verbrechen und schlechte Nachrichten dargestellt.
In Kiel, so habe ich herausgefunden, sollen im Spätmittelalter oft Hexenverfolgungen stattgefunden haben und demnach wurden auch viele angebliche "Hexen" hingerichtet. Und auch während den beiden Weltkriegen, in die Deutschland beide Male verwickelt war, wurde Kiel oft mit dem Tod in Berührung gebracht.Diese beiden Elemente, als Symbole für den Tod, hat Manfred Schröder in ein sanftes Gedicht eingebunden. Es ist mir eine schöne Vorstellung vom Tod, sich ohne Sorgen, mit Schuhen und Wanderstab auf die letzte Reise zu begeben.
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